Die richtige Bespannung

April 26, 2023 10:48 am

Weiche Bespannungen für höhere Ballgeschwindigkeit, harte Bespannungen für mehr Präzision und Ballgefühl. So ist es überall zu lesen und so stimmt das auch – grundsätzlich. Dank des Trampolin-Effekts bei niedriger Bespannungshärte (unter 10 kg wie typischerweise bei Werksbespannungen) wird der Ball beschleunigt und fliegt weit. Die „Kuhle“, die dabei entsteht, erschwert dafür präzises Spiel. Und bei einer härteren Bespannung ist es genau umgekehrt: weniger Beschleunigung, dafür dank „brettlebener“ Abschlagfläche genaues Spiel. Schon. Nur ist da noch die Sache mit dem Sweet Spot (und deinem Spielniveau).

Video: Bespannen eines Rackets

Auf der Suche nach dem Treffpunkt

Die Sache mit dem Sweet Spot ist die: der ist umso größer, je weicher die Bespannung ist. Und umso wirkungsloser, je größer er ist. Das ist gut für Anfänger:innen, die den Ball selten mittig treffen: Es geht trotzdem nahezu gleich weit. Dafür gibt es aber auch keine Belohnung in Form eines härteren Schlags, wenn man den Ball perfekt in der Mitte trifft. Hat man hingegen eine harte Bespannung, ist der Sweet Spot klein – trifft man diesen aber exakt, erzielt man die größtmögliche Härte und Präzision gleichermaßen. Das ist der Grund, warum Spitzenspieler ihre Rackets mit bis zu 15 kg malträtieren. Wobei sie auch in Kauf nehmen, dass beim Verfehlen des Sweet Spots, bei Randtreffern, die Saiten ganz schnell reißen können; da gehen dann auch mal drei Bespannungen in einem Satz drauf.

Saiten im Test im Badminton-Labor

Empfehlung für dich

Im fortgeschrittenen Hobbybereich empfiehlt sich, sich bei 11 bis 12 kg einzufinden; Newbies, deren erstes euphorisches Badminton-Glücksgefühl aufkommt, wenn sie es bis zur Grundlinie schaffen, sind mit maximal 10 kg definitiv ausreichend bedient. Dies auch noch aus einem weiteren Grund: Trifft man den Ball nicht im Sweet Spot, entstehen belastende Vibrationen, die sogar einen Tennisarm zur Folge haben können. Ein für dein Spielniveau zu hart bespannter (und zu wenig schaftflexibler) Schläger vergällt dir also nicht nur deshalb den Spaß am Spiel, weil du dein Potenzial nicht auf den Platz bringst, sondern birgt sogar ein gewisses Gesundheitsrisiko. Mit einem für dein Spielniveau zu weich bespannten Schläger bleibst du andererseits klar unter deinen Möglichkeiten.

Schritt für Schritt

Lasst euch beraten und tastet euch heran: 11 kg sind eine zurückhaltende Bespannungshärte für den Einstieg auf gehobenem Hobbyniveau. Je nach Erfahrung damit geht es beim nächsten Mal ein halbes Kilo rauf oder runter. Alex notiert sich eure Daten (Schläger, gewählte Saite, Bespannungshärte; Letztere kann bei Alex auch deutlich höher ausfallen, wenn ihr das wollt, er ist Profibespanner bei Turnieren und hat die nötige Erfahrung und die beste Bespannungsmaschine auf dem Markt). Man muss übrigens für eine Neubespannung nicht warten, bis die Saite reißt: Spätestens wenn man im Spiel merkt, dass nichts mehr weitergeht, ist eine neue Bereifung … Verzeihung, Besaitung kein Luxus. Das geschulte Ohr erkennt am dumpfer werdenden Klang, wann eine Bespannung ihre beste Zeit hinter sich hat. Faustregeln à la „3/4/6 Monate beträgt die Lebensdauer deiner Saite“ sind freilich mit Vorsicht zu genießen; schließlich hängt das nicht zuletzt von der gewählten Saite ab und natürlich von der Spielintensität.

Saite für Saite

Zwischen 0,58 mm und 0,75 mm stark sind die Saiten für deinen Badminton-Schläger. Dünne Saiten sind elastischer und sorgen im Zusammenwirken mit einer härteren Bespannung für hohe Ballgeschwindigkeit und besseres Spielgefühl. Allerdings verlieren sie auch relativ schnell an Spannung; ein Wechsel empfiehlt sich mindestens alle 3 bis 4 Monate, bei hoher Spielintensität oder bei besonderen Anlässen alle 2 Monate. Wenn sie nicht sowieso vorher reißen durch einen Misshit (außerhalb des Sweet Spots). Als Allround- und Vielspieler:in bist du deshalb mit einer etwas dickeren und nicht ganz so rasanten, dafür aber wesentlich langlebigeren und unempfindlicheren Saite besser bedient. Und als Anfänger:in sowieso. Alex’ Lieblingssaite ist die meistgespielte Saite auf Profiniveau, die Yonex BG 80, seine Empfehlung für jene, denen die Haltbarkeit das Wichtigste ist, ist die Yonex BG 65 oder die Babolat iFeel 70.